Samstag, 7. März 2009

Aufräumen



Der März ist da, von nun an sind es noch vier Wochen, die ich in Istanbul verbringen werde. Meine unzähligen Fotos haben ein neues zu Hause auf der externen Festplatte gefunden.
Leute kommen und gehen. Die alten Erasmus Menschen haben sich verabschiedet, die Neuen sind angekommen. Und dazwischen gibt es solche wie mich, die sehr spät kommen und sehr früh wieder gehen.
Mittlerweile ist für mich alles so zum Alltag geworden. Das Leben zusammen mit Duygu in unserem Haus. Mein Zimmer, mein Bett, unsere Küche, wichtigster Gegenstand ist wohl unser Wasserkocher. Das Wohnzimmer mit den schönen alten Möbeln, die Gitterstäbe vor den Fenstern, Duygus Computer und der rote Drehstuhl, das blaue Sofa, die dunkelroten Theatervorhänge, die orange Stofftasche mi der blauen Schnur, um Bakkal zu rufen, Doorwoman jeden abend gegen sieben, um Müll und Geld einzusammeln, das Meer an Schuhen auf unserem Flur, das defekte Licht im Kühlschrank, der nie leer ist.
Wie werde ich das alles vermissen, aber vor allem meine lieben Freunde hier, ohne sie ich es hier bestimmt nicht überlebt hätte, sie haben mir meine Zeit so versüßt und bei allem geholfen.
Durch sie habe ich mehr Alltag mitbekommen und auch Kultur und das Miteinander mehr verstehen gelernt, weil ich ein Teil sein darf. Großfamilie in Izmir, Geburtstagsfeier bei Fatihs Tante, Eces Mutter, Aunt Nevin, die uns immer wieder mit ihren Besuchen überrascht und die Geschichten aus der Nachbarschaft.
Der Frühling versteckt sich noch, jedoch verändert sich die Luft von Tag zu Tag - und wenn es mal nicht regnet, dann scheint die ganze Stadt den Frühling willkommen zu heissen.
Manchmal gibt mir diese Stadt soviel Kraft, wenn es mir richtig gut geht, die Sonne scheint, all die bunten gemischten Menschen auf der Straße, immer andere Wege, immer andere Situationen, das pusht alles unheimlich und macht mich total glücklich, hier für diese Weile leben zu dürfen.
Auf der anderen Seite rockt mich diese Stadt. Es ist unbeschreiblich, wie sie mich auch runterziehen kann. Dann verliere ich von Minute zu Minute meine Energie.
Geht es mir nur mal nicht so gut, sind auch nur Anzeichen von Müdigkeit da, so scheint es, als ob diese Stadt es sofort bemerkt. Ertappt!
Die vielen Menschen, der Verkehr, das graue Grau, alles scheint sich dann gegen mich zu verschwören, hier ist alles extremer und bauscht sich auf. Raubt Kraft, spendet keine Energie.
Es ist so schwer, sich da wieder alleine rauszuziehen und die Stadt macht es noch komplizierter. Momente, in denen man schwach ist, und nicht in der Lage, mitzurennen.

Ich räume die Steine aus dem Weg und versuche, nicht so oft zu stolpern.

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